Schneller und effizienter mit KI

„An Künstlicher Intelligenz“, ist Dirk Friedewald überzeugt, „kommt kein Unternehmen vorbei“. Deshalb hat das Unternehmen Risse & Co. GmbH, bei dem er den Vertreib und das Marketing leitet, das Thema in den Blick genommen – und setzt dabei auch auf den Input eines jungen Mitarbeiters.

„Bis jetzt stehen wir eigentlich ziemlich blank da“, sagt Dirk Friedewald mit Blick auf den Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Unternehmen. „Und das soll sich ändern.“ Erste Ideen, wo und wie die neue Technologie eingesetzt werden kann, gibt es schon. Das Familienunternehmen in Warstein produziert aus Hochleistungskunststoffen Spritzgussteile. Zum Portfolio gehören die mechanische Bearbeitung und Baugruppenmontagen. Die Kunden aus der Elektrotechnik, Medizintechnik, der Lebensmittelindustrie und der Luft- und Raumfahrt kommen hauptsächlich aus Deutschland, aber auch aus dem Ausland. Zum Betrieb gehört zudem ein eigener Werkzeugbau.

„Wenn wir auf das Unternehmen schauen, können wir uns mehrere Bereiche vorstellen, in denen wir KI einsetzen können“, sagt Dirk Friedewald. Einer davon sei die Wartung der 53 Maschinen: Geräusch- und Druckveränderungen, zum Beispiel, könnten von Künstlicher Intelligenz erkannt und regelmäßige Wartungen vorhergesagt werden, um Prozesse stabil laufen zu lassen. Die Qualitätskontrolle über Bilderkennung, berichtet Dirk Friedewald, sei ein weiterer Bereich, in dem KI zum Einsatz kommen könnte. „Das ist aufwendig und wird derzeit von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern geleistet“, sagt Dirk Friedewald. Ziel sei aber nicht, Arbeitsplätze abzubauen. „Wenn wir KI einsetzen, dann brauchen wir Menschen, die die Technik beherrschen.“ Zudem spüre man auch bei Risse & Co. den Fachkräftemangel. „Wir erhoffen uns von KI, dass wir dadurch mögliche Engpässe abfedern können“, so Friedewald weiter.

Doch nicht nur das: „Wir wollen mit Künstlicher Intelligenz unsere Prozesse optimieren, effizienter arbeiten und unsere Wettbewerbsfähigkeit stärken.“ Deshalb sei das Thema Energie- und Ressourceneffizienz ebenfalls ein Bereich, in dem KI eingesetzt werden könne. „Dadurch können wir insgesamt auch innovativer werden, Kosten sparen, Fehler reduzieren, bessere Entscheidungen treffen und vieles mehr. Wir müssen uns aber auch mit den ethischen und rechtlichen Fragen auseinandersetzen“, sagt Dirk Friedewald.

Um die Implementierung von KI strukturiert vorzubereiten, erfolgt als erstes ein Mapping: Das Erstellen einer Landkarte, in der alle Unternehmensbereiche abgebildet werden und die offen für Erweiterung und Anpassung bleibt – und die von Mitarbeiter Maik Rösner erstellt wird. Der 25-jährige Kunststoff- und Kautschuktechnologe gehört zu den ersten Auszubildenden und jungen Mitarbeitenden aus verschiedenen Unternehmen, die an dem KI-Scouts-(IHK)-Lehrgang teilnehmen. Das Konzept dafür ist federführend von der IHK Arnsberg und weiteren Partnern entwickelt worden, durchgeführt wird der Lehrgang vom IHK-Bildungsinstitut. In sechs unterschiedlichen Modulen und insgesamt 53 Unterrichtsstunden, die hauptsächlich online stattfinden, lernen die Teilnehmenden unter anderem KI-Tools kennen und wie sie Einsatzmöglichkeiten im Unternehmen identifizieren können. Aber auch Ethik, Gesetzgebung und Verantwortung spielen eine wichtige Rolle.

„Ich habe privat bereits KI genutzt und bin immer interessiert an Verbesserungen. Deshalb habe ich mich gefreut, als mir vom Unternehmen das Angebot gemacht wurde, bei den KI-Scouts (IHK) mitzumachen“, berichtet Maik Rösner. Und Dirk Friedewald ergänzt: „Und damit er im Unternehmen auch einen passenden Ansprechpartner hat, steht ihm unser IT-Mitarbeiter zur Seite“. Das sei sehr hilfreich, berichtet Maik Rösner weiter. „So weiß ich immer, an wen ich mich wenden und wer mir, zum Beispiel, sagen kann, welche Software wir im Betrieb nutzen.“

Er freut sich nun darauf, nicht nur das Mapping zu erstellen, sondern auch erste Ideen für den KI-Einsatz zu entwickeln. Und da hat Maik Rösner auch schon etwas in den Blick genommen: Das Rüstkonzept für die Maschinen. „Wir fertigen viele Kleinserien. Entsprechend oft müssen die Maschinen umgerüstet werden. Da kann Künstliche Intelligenz bestimmt dazu beitragen, schneller zu werden und die Vorbereitung der Maschine zu optimieren“. Und er wird sich noch weitere Unternehmensbereiche anschauen, was ihm bei seinen Kolleginnen und Kollegen bereits einen Spitznamen eingebracht hat: „Sie nennen mich KI-Inspektor“, sagt Maik Rösner lachend.

„Wir werden uns regelmäßig gemeinsam austauschen, und am Ende wird Maik das Mapping und seine Ideen auch der Geschäftsleitung präsentieren“, erläutert Dirk Friedewald den weiteren Prozess. Und er freut sich dabei nicht nur über den fachlichen Input des jungen Mitarbeiters, sondern auch darüber, dass es dem 25-Jährigen gelingt, bei den Mitarbeitenden Interesse für die neue Technologie zu wecken. „Maik hat bei uns jetzt sozusagen eine Vorreiterrolle. Aber für die Umsetzung brauchen wir am Ende alle Mitarbeiterinnen und Mittarbeiter. Ohne sie geht es nicht. Und wir werden sie unterstützen und entsprechend schulen, denn KI wird die Arbeitswelt erheblich verändern“, betont Dirk Friedewald. „Wir freuen uns auf die Ideen unseres KI-Scouts (IHK) und darauf, gemeinsam zu schauen, womit wir anfangen werden.“

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Text von Silke Wrona  |  wirtschaft 09+10/2024